Führung am Friedhof Rosenberg - und das Treffen mit einem alten Bekannten
Gestern Abend wagten sich, trotz des etwas unsicheren Wetters, einige Fotografen uder PGW in den Friedhof Rosenberg. Ernst Friedli hat dank seinen Kontakten Christian Wieland organisiert, der uns in der grössten Parkanlage der Stadt Winterthur herum führte und uns in einer spannenden Führung viel Wissenswertes vermittelte! Danach blieb noch genug Zeit, alles in Bildern festzuhalten, bevor der Abend im Schützenhaus bei einem gemütlichen Zusammensein und einem wunderbaren Sonnenuntergang seinen Ausklang fand.
Die im Stil der Reformarchitektur erbaute Anlage wurde 1914 als Nachfolge des Friedhofs Rychenberg erstellt. Seit seiner letzten Erweiterung 1942 erstreckt sich die Fläche des Friedhofs über 170'000 m² und beherbergt heute rund 12'000 Grabstätten. Als städtischer Hauptfriedhof enthält er Grabstätten aller bekannten Winterthurer Geschlechter und der für die Stadt bedeutenden Personen der zweiten industriellen Revolution.
Der Friedhof wird mitsamt seinen Gebäuden und wichtigen Grabmälern vom Bund als B-Objekt im Inventar der Kulturgüter von nationaler und regionaler Bedeutung geführt, was schon sehr ungewühnlich ist! Ausserdem ist er mit seinen 170'000 m² der mit Abstand grösse Park in Winterthur.... Zum Vergleich: der Eulachpark kann 54'623 m² sein eigen nennen und der Stadtpark gerade mal 22'743 m² Fläche!!!
Der Friedhof am Rande des Lindbergwalds lässt sich einerseits in einen innerhalb und einen ausserhalb des Walds liegenden Bereich teilen. Anderseits teilt sich die Anlage auch in den älteren, durch die die Architekten Rittmeyer&Furrer nach dem sogenannten «dialogischen Prinzip» gestalteten Teil sowie den nördlichen durch den Architekten Robert Merkelbach erweiterten Bereich. Das dialogische Prinzip äussert sich in Gegensätzen, den Wechseln zwischen aussen und innen, zwischen hell und dunkel – beispielsweise wenn man zwischen den einzelnen Friedhofsteilen wechselte – sei es nun ob man vom offenen Friedhofsteil in den Waldteil hineinlief oder einen Urnenhain betrat. In der Anlage des Friedhofs wurde dabei bewusst auf offene Achsen verzichtet, die Wege sind versetzt angelegt.
Eine Lindenallee führt zum im Süden liegenden Haupteingang des Friedhofs. Durch das schmiedeeiserne Eingangstor gelangt der Besucher auf den grossen, terrassierten Eingangshof, um den sich die verschiedenen Friedhofsgebäude gruppieren. Flankiert wird der Eingang von einem Abwarts- sowie einem Aborthäuschen. Die beiden eingeschossigen Gebäude haben dem Eingang zugewandte Arkadengänge und ein Walmdach. In der Mitte des Platzes führt eine Treppe in die 1971 errichtete, unterirdische Aufbahrungshalle. Sie ist im typischen Stil der 1970er-Jahre im Innern mit Sichtbeton ausgekleidet. Vor dem Bau der Aufbahrungshalle wurde die Mitte des Platzes durch mehrere Bäume markiert. Am nördlichen Rand des Platzes steht die Friedhofskapelle, die jedoch in ihrer Funktion durch die Abdankungshalle abgelöst wurde, in der früher das Krematorium untergebracht war. Auf der Ostseite gelangt man über eine Freitreppe zur im Waldteil gelegenen Abdankungshalle mit angrenzendem Krematorium. Die Abdankungshalle erinnert in ihrer Ästhetik an eine Waldkapelle, das neue Krematorium ist ein Betonskelettbau aus dem Jahr 2003. Gegenüber der Abdankungshalle, im Westen, liegt unterhalb des terrassierten Hauptplatzes die Gärtnerei.
Der südliche Friedhofsteil wurde von Rittmeyer nach dem dialogischen Prinzip gestaltet. Das äussert sich im Friedhof in Gegensätzen, die zueinander im Dialog stehen: Es gibt im Friedhof Wechsel zwischen aussen und innen, zwischen hell und dunkel. Im Eingangsbereich steht die Gärtnerei dem Krematorium gegenüber. Der offene Teil des Friedhofs wird dem Waldteil gegenübergestellt und die Urnenhaine stehen im Kontrast zum umliegenden Wald. Dabei wurde in der Anlage des Friedhofs auf offene Achsen verzichtet, die Wege sind um eine Wegbreite versetzt angelegt, um offene Achsen zu brechen. An den Wegkreuzungen wurde jeweils ein kleiner Platz angelegt und grössere Bäume als Orientierungspunkte gepflanzt. Die grundsätzlich geometrisch angeordneten Grabfelder werden durch immergrüne Thujahecken abgegrenzt. In der südwestlichen Ecke, direkt hinter dem Friedhofseingang, sind in einem Viertelkreis Familiengräber angeordnet sowie das 2003 errichtete Gemeinschaftsgrab Birkenhain. Charakteristisch für den Waldteil sind die erst später von Rittmeyer & Furrer entworfenen Urnenhaine, die stilistisch wie Waldlichtungen in den Wald eingebettet sind. Am Rand dieser Urnenhaine sind Privatgräber vieler bekannten Winterthurer Familien zu finden. Diese Familiengräber entsprachen jedoch nicht der Philosophie von Robert Rittmeyer, dass mit dem Tod alle gleich sind, wurden aber letztlich aus finanziellen Gründen trotzdem angelegt. Weiter finden sich eine Vielzahl von Architekturgräbern im Friedhof, die zugleich eine Spezialität des Friedhofs sind und sich in dieser Vielzahl auf kaum einem anderen Zürcher Friedhof finden lassen.
Beim nördlichen Friedhofsteil, der Erweiterung Merkelbachs von 1940, stand die Bepflanzung durch Fritz Haggenmacher unter dem Eindruck der damaligen Wohngartenbewegung. Typisch für diesen Teil sind japanische Ahornbäumchen sowie kleine Zierbrunnen, die in Natursteinmauern eingelassen sind. Die Gräber sind im Gegensatz zum ursprünglichen Friedhofsteil nur von der Talseite her zugänglich und es gibt zwischen den Gräbern mehr Spielraum für Bepflanzung. Beim Wegsystem behielt Merkelbach das Konzept Rittmeyers bei; das dialogische Prinzip hat er jedoch nicht weiterverfolgt. Der von Merkelbach angelegte dritte Urnenhain wurde konzeptionell als «Garten im Wald» angelegt. Er ist grösser als die beiden von Rittmeyer & Furrer angelegten Urnenhaine und erweckt dadurch nicht mehr den Eindruck einer Lichtung im Wald. Weiter unterscheidet er sich in seiner Ausrichtung und besitzt im Gegensatz zu den beiden ersten Urnenhainen kein ausgestaltetes Zentrum. Auch die ersten der entlang der östlichen Friedhofsgrenze erbauten Urnennischenwände gehen auf diese Erweiterung Merkelbachs zurück. (Text: Wikipedia)
Ganz friedlich im Wald, wie es halt auch sein sollte, fand auch ein alter Bekannter seine letzte Ruhestätte. Holidi sitzt, angelehnt an einen alten Baum und scheint über seinen neuen Platz sehr glücklich zu sein. Wo früher Kinder auf ihm kletterten, tut das nun die Friedhofkatze:
Wir besuchten auch den musmlimischen Friedhof, der ganz im Stil dieser Religion sehr karg gehalten ist und wir erfuhren, dass die Bedingung der ewigen Grabruhe so eingehalten wird, dass man drei Leichname übereinander beerdigt; also alle 25 Jahre (dann, wenn eigentlich das Grab aufgehoben würde), beerdigt man einen weiteren Toten im selben Grab, belässt jedoch den alten Sarg. Es gibt noch viel Platz auf dem Friedhof, jeder kann seine letzte Ruhe so finden, wie er sie möchte: im Urnengrab, einem Familiengrab, im Gemeinschaftsgrab oder gar unter einem ausgesuchten Baum.
Das Makaberste aber erfuhren wir im hintersten Teil. Die schöne und riesige Naturwiese ist für Massengräber reserviert, die wir nun, Gott sei Dank in dieser Pandemie doch nicht gebraucht haben. GRUSELIG!
Zu guter Letzt und wie oben erwähnt, liessen wir den Abend bei einem Feierabendbierchen und angeregten Diskussionen im Schützenhaus ausklingen. Das Wetter hatte übrigens ein Einsehen. Obwohl es zu Anfang noch etwas genieselt hatte, blinzelte später die Sonne hervor und bescherte uns sogar einen knallbunten Sonnenuntergang, der sich wunderschön im Schützenweiher spiegelte.